Maria Jonas

Die Sängerin Maria Jonas ist eine der kreativsten und vielseitigsten Persönlichkeiten Kölns, die als Interpretin alter und improvisierter Musik zu erleben ist. Maria Jonas ist stets auf der Suche nach einer lebendigen Auseinandersetzung von jeglicher Art Musik und ist als Solistin sowie in ihren Ensembles Ars Choralis Coeln (Frauenschola), Ala Aurea (Ensemble für mittelalterliche Musik zusammen mit der Fidelspielerin Susanne Ansorg) und Sanstierce (Duo für modale Improvisation) zu erleben. Darum umschreibt der Begriff „Trobairitz“ ihr Wirken besser als die übliche Bezeichnung Sängerin. Die Trobairitzen waren das weibliche Gegenstück zu den Trobadors im 11. bis 13. Jh. im südlichen Frankreich. Das Wort stammt von dem okzitanischen Wort trobar: finden, erfinden.
Maria hat in Köln zunächst Oboe studiert und leitete einige Jahre eine Musikschule in Venezuela. Zurück in Europa widmete sie sich ihrer Gesangsausbildung bei Jessica Cash in London und dem Studium der Alten Musik mit Monserrat Figueras in Barcelona und René Jacobs an der Schola Cantorum Basiliensis. Sie hatte einen Lehrauftrag für historischen Gesang an der Musikhochschule Leipzig und für Gregorianischen Gesang an der Musikhochschule Köln inne. Sie unterrichtete von 1999 bis 2017 an der Folkwang-Universität der Künste Essen (Master Musik des Mittelalters). Gastdozenturen führten und führen sie an die Hochschulen und Universitäten von Limerick, Belgrad, Ljubljana, Rostock, Zürich, Kassel, Leipzig und Tilburg.
Konzertreisen, u.a. mit dem Europäischen Barockorchester unter der Leitung von Roy Goodman und mit den English Baroque Soloists unter John Eliot Gardiner, führten sie durch ganz Europa. Im Bereich des Musiktheaters verpflichteten Gastspielverträge Maria Jonas u.a. an das Teatro Regio di Parma, das Teatro Comunale di Ferrara, das Teatro Real de Madrid, das Teatro Camoes Lisboa, Concertgebouw Amsterdam, Royal Albert Hall, Schauspielhaus Bochum, Festspiele Ludwigsburg. In der Titelpartie von Philip Glass/Robert Wilsons Oper „The White Raven“ und unter der musikalischen Leitung von Dennis Russell Davies, trat sie in Lissabon, Madrid, der Carnegie Hall (NYC) auf und war damit auch im Lincoln Center Festival (NYC) zu sehen. Seit einigen Jahren arbeitet sie eng mit Carles Magraner (Valencia, Spanien) und seinem Ensemble "Capella de Ministrers", was zu zahlreiche Konzerte in Spanien führte.
Als kreativer Geist wird Maria Jonas zunehmend auch bei der Entwicklung von Veranstaltungskonzepten zu Rate gezogen. So übernahm sie 2008 die künstlerische Leitung der interkulturellen Begegnung "Klangwerkstatt“, die jährlich mit wechselnden Gästen stattfindet unter anderem: Pauline Oliveros (USA), Amelia Cuni (Berlin), Laura Newton (Tübingen), Chasan Jalda Rebling (Berlin), Nora Thiele (Berlin), Vladimir Ivanoff (München), Samira Kadiri (Marokko) und Bassem Hawar (Bagdad/Köln). Hier können musikalische Experimente zur Konzertreife gelangen. Dieses Konzept überzeugte das Bewerbungsteam von "Nürnberg Europäische Kulturhauptstadt 2025" so sehr, dass sie es mit in das Programm nahmen.
Bassem Hawar

geboren 1972 in Bagdad, Irak
studierte am Konservatorium in Bagdad irakische und orientalische Musik mit Hauptfach Djoze. An der Universität studierte er außerdem Geige und Musikwissenschaft.
Mehrere Jahre lang unterrichtete er am Konservatorium und an der Musikschule in Bagdad Djoze, Geige und Musiktheorie. Er spielte in verschiedenen, dem Kulturministerium unterstellten Formationen, wie Al Bayariq, Al Nahar al jadid, Babel und dem staatlichen Sinfonieorchester. Zusammen mit seinem Bruder Saad Mahmood gründete er die Gruppe Melodic.
Bassem Hawar baut seine Instrumente selbst. Er entwickelte die Djoze weiter, so dass sie alle Formen arabischer und europäischer Musik spielen kann und nicht auf ihren traditionellen Bereich, den irakischen Maqam begrenzt bleibt. Nach seinem Entwurf werden heute Instrumente als „Bassems Djoze“ gebaut.
Bassem lebt seit 2000 in Deutschland und hat sich in der freien Musikszene etabliert. Sein erstes Projekt in Europa war die Zusammenarbeit mit der niederländischen Jazzformation Yuri Honing Trio.
Er ist Mitbegründer der Ensembles Lagash, Ahoar und Sidare, mit denen er in zahlreichen europäischen und einigen asiatischen Ländern konzertierte. Ahoar gewann 2006 den 1. Preis beim Landeswettbewerb Creole NRW und im folgenden Jahr den Bundeswettbewerb des Weltmusikpreises.
Bassem spielt aktuell in zahlreichen Gruppen unterschiedlichster Musikrichtungen von klassisch irakischem Maqam (Duo Melodic, Mesopotamiens) über europäische mittelalterliche Musik (Sanstierce, La Beltatz) bis hin zu Flamenco (Trio Ziryab), neuer Musik und experimentellem Jazz (Crossover Bagdad Köln).
2018 gründete er das Nouruz Ensemble, in dem die Musiker eine zeitgenössische orientalische Kunstmusik weiterentwickeln möchten. Das Ensemble wurde für die Saison 2019/20 in das „Förderprogramm Musikkulturen“ des Landes NRW aufgenommen.
Auch bei solistischen Auftritten in verschiedenen Projektensembles kann man Bassems Virtuosität bewundern.
Bassem Hawar ist Preisträger des WDR Jazzpreises 2020 Kategorie Musikkulturen.