ירושלים – O JERUSALEM – القدس
المدائن زهرة – Blume aller Städte, Fairuz (*1934, Beirut)
Es gibt wohl kaum einen anderen Ort, dessen Name größeren Widerhall findet, kaum eine andere Stadt auf der Welt, die mehr für Konflikte und Kriege steht, die mit mehr Mythen umgeben ist als Jerusalem. Jerusalem wird von den drei monotheistischen Weltreligionen als die „heilige Stadt“ verehrt, im Namen dieser Religion begehen Menschen im Kampf seit mehr als tausend Jahren barbarische Gräueltaten.
Abrahams Heilige Stadt trägt viele Namen, deren Bedeutung immer den selben Kern beinhaltet – Stadt des Friedens für Juden, Christen und Muslime: Yerushalayim, Orschalim, Jerusalem und in Arabisch Al’quds – القدس.
SANSTIERCE besingt in diesem Programm in mittelalterlichen Liedern diese Stadt. Viele dieser Lieder sind nur mit Text überliefert – hier wird die Sängerin Maria Jonas dann selbst zur Trobairitz, um die passenden Melodien zu den Texten finden. Begleitet wird sie von ihren kongenialen Kollegen Bassem Hawar (Djoze), Dominik Schneider (Quinterne, Flöten), die zu den mittelalterlichen Liedern improvisieren und eigene Stücke im modalen westlichen und östlichen Stil hinzufügen. Ganz im Stile von Sanstierce: die alten Wurzeln pflegen und neu beleben.
Verschiedene Gäste haben dieses Programm schon erweitert: z.B. der international renommierten Oud Spieler Saad Mahmood Jawad aus Bahrain, oder der renommierte Dichter Khaled Shomali, der aus Palästina stammt.
PROGRAMM
Lami – لامي
Bassem Hawar
O Jerusalem aurea citivitas
Hildegard von Bingen (* 1098; † 1179)
O Jerusalem, du goldene Stadt, geschmückt mit dem Purpur des Königs! O Bauwerk der höchsten Güte voll, ein Licht das nimmermehr verlischt! O Jerusalem, deine Türme scheinen klar wie Gold und strahlen hell vom Purpurglanz, vom lichten Schein der Heiligen, o Jerusalem!
Jherusalem, grant damage me fais
Chanson de femme, Chanson de croisade, Jehan de Nuevile (13. Jh.)
Jerusalem, großes Unrecht du tust mir an, wenn du mir den nimmst, den ich am meisten in der Welt liebe. Und immer wieder seufze ich vor Angst. Wenn ich mich an das süße fröhliche Gesicht erinnere, das ich küsste und streichelte, ist es ein Wunder, dass ich nicht verrückt geworden bin.
Palästinalied
Walther von der Vogelweide (* um 1170; † um 1230)
Jetzt erst lebe ich würdig, seit mein sündiges Auge das reine Land und auch die Erde erblickt, der man so viel Verehrung entgegenbringt. Christen, Juden und Heiden* behaupten, dass dies ihr Erbe sei. Gott müsste es gerecht scheiden, durch die drei seiner Namen. Die ganze Welt bekriegt sich hier. Unsere Ansinnen ist aber gerecht, und daher ist es Recht, dass er es uns gewähre. * gemeint sind Muslime
Palestina hermoza y santa
Sephardim (Bulgarien)
Palästina, schön und heilig, wie unglücklich bist du! Erhebe dich und singe, dass du allein unsere Heimat bist. Wenn ich an das heilige Land denke, zittert mein Körper. Deine Isolation verwünsche ich, meine Seele schwillt vor Schmerz. Du bist das Land des gütigen Schöpfers, auch wenn deine Kinder weit weg von dir sind. Aber deine Schönheit gibt uns Friede und Liebe in unserem Herz.
אני שרה על אומץ לבי – CHANTERAI POR MON COURAGE – سأُغني لكي امنح نفسي الشجاعة
Seigneurs, sachiez
Thibaut de Champagne (13. Jahrhundert)
Meine Herren, wisset, alle, die nicht in dies Land gehen werden, wo Gott starb und lebte und alle, die nicht in den Kreuzzug über das Meer ziehen, werden nicht wie ich einst ins Paradies eingehen. Von nun ab tötet die Bösen, die Gott nicht lieben, ihn nicht ehren. Süße Dame, gekrönte Königin, bitte für uns, gebenedeite Jungfrau, so dass wir niemandem Schaden zufügen können.
Chanterai por mon corage
Chanson de femme, Chanson de croisade (13. Jahrhundert)
Ich werde singen, um mir Mut zu machen, auf dass ich Trost finde, denn in meiner großen Not will ich nicht sterben oder verrückt werden, wenn ich jemanden aus dem wilden Land zurückkommen sehe, wo auch er hingegangen ist, er, der mein Herz beruhigt, wenn ich ihn erwähnt höre. Gott, wenn sie schreien: „Übers Meer!“, Herr, dann helft dem Pilger, um dessen willen ich zittere, denn diese Verräter sind Sarazenen.
אני רוצה ללכת, אמא – IR ME KERO, MADRE – اريد ان اذهب يا امي
Auswanderung – هجرة
Bassem Hawar
Ir me kero, Madre
Sephardim
שיר למלאכים – Engellied
زهرة المدائن – Blume aller Städte
Fairuz (*1934, Beirut)
Für Dich, oh Stadt des Friedens. Für Dich, oh Stadt der schönen Moscheen, Blume aller Städte, heilige Stadt des Gebets – Bete ich.Unsere Augen gehen jeden Tag zu Dir, wandeln durch die Korridore der Tempel, umarmen die alten Kirchen und wischen die Traurigkeit aus den Moscheen. Du, heilige Nacht hast zum Himmel geführt. Unsere Augen gehen jeden Tag zu Dir und ich bete. Das Kind in der Höhle, seine Mutter Maria, ihre weinenden Gesichter... und ich bete.