NOSTRE DAME – عذراء – مريم العذراء
Das einstimmige Repertoire der berühmten Notre Dame Schule, Paris 13. Jh.
Im Neuen Testament und im Koran begegnen wir der Gestalt Mariens als Mutter eines Sohnes namens Jesu.
Im Qu‘ran wird sie als einzige Frau namentlich erwähnt. Die Muslime verehren Jesus als den letzten Propheten vor Mohammed und deshalb genießt Maria als seine Mutter besonderes Ansehen, sogar eine ganze Sure trägt ihren Namen (Sure 19). Dort wird berichtet, wie sie unter einer Palme einen Sohn Namens Isa bin Maryam (Jesus, Sohn der Maria) gebiert.
Im Neuen Testament tritt sie als Gottsmutter nur an wenigen Stellen in Erscheinung. Mit dem erwachenden Mittelalter erhält sie die Gestalt der Mutter Gottes. In der Zeit um 1000 verdichtete sich das Bild Mariens und in den wenigen erhaltenen Werken der Goldschmiedekunst ottonischer Zeit tritt die Madonna mit dem Kind auf dem Arm (z.B. Essener „Goldene Madonna“) nicht nur als Gottesgebärerin auf, sondern auch als Himmelsherrscherin – jeder greifbaren Stofflichkeit entrückt, bar aller Schwerkraft. Aus dieser distanzierten Darstellung der Jenseitigkeit tritt im Verlaufe des 13. Jahrhunderts das Marienbild der französischen Kathedralen heraus und begibt sich in eine größere Nähe zur Welt, hin zum Menschen. In dieser Zeit entstanden die eindrucksvollen Pietá-Skulpturen und aus dieser Zeit stammt auch die Musik unserer CD: das Repertoire der berühmten Notre Dame Schule in Paris
In Kleinasien wurde schon seit der Antike in der griechischen Mythologie die weibliche Gottheit Artemis verehrt, die jungfräuliche Göttin der Jagd, des Waldes und des Mondes. Und ebenda in Meryemana, heute Türkei, existiert ein islamischer Marienwallfahrtsort, der auch christliche Pilger anzieht – inklusive dreier Päpste allein im 20. Jahrhundert. Hier verehren Muslime die Mutter des Propheten Isa ibn Maryam und Christen ihre Mutter Gottes: Nostre Dame – مريم العذراء – Maryam al adhraa – Unsere Liebe Frau!
»O Maria, siehe, Gott hat dich auserwählt und gereinigt
und erwählt vor allen Frauen der Welt.«
Qu‘ran, Sure 3:42
Programm
Beata Viscera Marie Virginis
Quelle: W2 Helmst 1099, f.156v
Gargouille de nostre Dame
Dominik Schneider
Sequentia de Beata Maria: Ave Gloriosa Virginum Regina
Quelle: GB-Lblf. Egerton 274, 3r
Djozz
Bassem Hawar
Rondellus: O summi regis mater inclita
Quelle: F11, 56, f-470r
Sol oritur
Quelle: F 422r
Vanitas
Dominik Schneider
Salva Nos, Stella Maris
Quelle: MS 29.1, f. 470r
Lami
Bassem Hawar
Salve Mater Salvatoris
Quelle: nach GB-Lbl Egerton 274, f. 69v, mit dominikanischer Textfassung